Die historische Altstadt Luxemburgs mit ihren historischen Stadtvierteln wurde 1994 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt. Der 1802 vom Ingenieur Boitard erstellte Reliefplan gibt einen guten Eindruck vom Erscheinungsbild der Stadt im Jahr 1800 mit Details zu den für die Zeit charakteristischen Fassaden und Volumina. Inspiriert von diesen Zeichnungen war es das Ziel, die Atmosphäre und den Charakter dieser traditionellen Physiognomie, die immer die vorherrschende Parzellenstruktur der Altstadt geblieben ist, in die Überlegungen der Sanierung einfließen zu lassen. Es ging dabei nicht darum, einfach zu kopieren, sondern durch eine Neuinterpretation eine städtische Reparatur des Stadtgefüges durchzuführen. Die schmale Parzellierung sollte in der Teilung der Fassaden wieder lesbar gemacht und die Gebäudevolumen bei Bedarf neu konzipiert und erweitert werden.
In diesem Sinne wurden in der historischen Unterstadt Luxembourg-Grund in verschiedenen Bauphasen mehrere Gebäude umgebaut und saniert. Da das Viertel Grund eingeengt zwischen den massigen Felsen und den Ufern der Petrusse und Alzette wegen der Überschwemmungsgefahr ein typischer Armenvorort war, wurde die Philosophie verfolgt auch zukünftig einen Teil der dort typischen Bevölkerungsgruppe zu erhalten. Daher wurden einige Gebäude im Auftrag vom "Fonds pour le Logement à coût modéré" für Soziales Wohnen umgebaut.
In den Erdgeschossen wurden nach Möglichkeit Ladenlokale für kleine Geschäfte, Cafés und Galerien eingerichtet, die den Stadtteil auch weiterhin beleben. In den Obergeschossen und Hinterhäusern entstanden neue Sozialwohnungen und Studentenappartments, um eine Durchmischung von verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu gewährleisten. Bei allen Renovierungen und Sanierungen wurde ein Maximum an historischen Elementen sowohl an Fassaden als auch im Innenraum erhalten und behutsam renoviert. Dort wo sich ein Erhalt von Bauteilen als nicht möglich erwies, wurde konsequent mit einer zeitgenössischen Formensprache gearbeitet, um stets eine klare Erkennbarkeit von Alt und Neu herzustellen.
Lediglich die Häuser 14-16 Rue de Trèves mussten aufgrund ihrer baulichen Substanz durch Neubauten ersetzt werden. An dieser Stelle entstand für die Stadt Luxemburg ein neues Gebäude mit insgesamt 17 Studentenappartments. Auch hier wurde in der Architektur ein besonderes Augenmerk auf die klare Erkennbarkeit von bestehenden und neuen Gebäuden und eine gute Eingliederung in die gewachsene Stadtstruktur gelegt. Die Fassade ist daher ablesbar neu, orientiert sich aber in ihrer Aufgliederung und Höhe am Bestand und schafft dadurch ein insgesamt stimmiges Stadtbild. Das einfache Volumen mit begrüntem Flachdach kontrastiert mit den giebelständigen Häusern im Grund, fügt sich aber gleichzeitig mit seinem sandsteinfarbigen mineralischen Fassadenputz, der sich an die umliegenden Felsvorsprünge anlehnt, harmonisch in das Gesamtensemble des Grunds ein.