Der Ortskern Bissen ist durch zahlreiche langgestreckte Häuserzeilen geprägt, die sich entlang der Hauptstraße mit ihren schmalen Giebelseiten präsentieren. Die dazwischen liegenden Räume sind teils öffentliche Gassen, teils einsehbare Privathöfe oder Gärtchen, die in der gesamten Ortsmitte abwechslungsreiche, kleinteilige Raumfolgen bilden. Diese Struktur verleiht dem Ortskern einen fast schon kleinstädtischen Charakter, wie er in anderen ähnlich großen Luxemburger Gemeinden selten vorzufinden ist.
In unserem städtebaulichen Konzept interpretieren wir diese gestreckten Kubaturen und kleinteiligen Freiräume neu. Die vom Auslober geforderten Hauptfunktionen – die Mairie und das Kulturhaus – bringen wir in zwei langgezogenen Satteldachvolumen unter, die mit ihren Giebeln sowohl den Straßenraum als auch unseren Platz prägen. Beide Gebäudeteile sind sich in Form und Dimension sehr ähnlich, unterscheiden sich aber entsprechend ihres Innenlebens deutlich in ihrer Fassadengestaltung und der Präsenz im öffentlichen Raum. Während das Kulturhaus als opakes Volumen primär an der Straße in Erscheinung tritt und den Haupteingang der Baugruppe markiert, positioniert sich die Mairie in einer leichteren Bauweise am Kreuzungsbereich und bespielt mit ihrer integrierten Brasserie unseren städtischen Platz. Die Fuge zwischen Mairie und Kulturhaus ist ein flacher, hybrid nutzbarer Empfangsbereich.
Auch sämtliche anderen Gebäude in unserem städtebaulichen Entwurf sind länglich und sattelgedeckt, jedoch abwechslungsreich ausgerichtet und bilden Freiräume mit unterschiedlichen Atmosphären.
Unseren zentraler Platz – die Quartiersmitte – haben wir in zweiter Reihe verortet: zum einen, um ihn baulich fassen und funktional von allen Seiten aus nutzen zu können, zum anderen, um sich von den Emissionen des Durchgangsverkehrs abzuwenden. Der Platz ist dennoch an mehreren Stellen außerhalb des Quartiers wahrnehmbar, insbesondere am Kreuzungsbereich zweier Hauptstraßen. Dort bildet sich als Auftakt ein kleiner städtischer Raum aus, der uns an der Fassade der neuen Mairie entlang ins Quartier leitet.